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Die Sage der Teufelskanzel
Als einmal in der Walpurgisnacht die Hexen auf dem Brocken ihre alljährliche Zusammenkunft hielten, bei der auch immer der Teufel anwesend war, wurde dieser von der Versammlung gefragt, ob er wohl imstande sei, den gewaltigen Felsenkoloß, auf dem er soeben gestanden hatte, auf den Hohen Meißner in Hessen zu tragen. Allerdings dürfe er den Felsen keinmal absetzen und auch keine Rast einlegen. Als Satan dieses mit höhnischem Gelächter bejahte, gingen einige junge Herren, die mit den Hexen gekommen waren, mit ihm die Wette ein, daß er sein Vorhaben nicht schaffen würde. Sobald die Tanzerei beendet war, fuhr der Satan wie ein Sturmwind mit dem Felsen von dannen. Eine Weile ging die wilde Fahrt auch gut, aber dann fühlte der Teufel doch, daß er seine Kräfte überschätzt hatte. Der Stein wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer, und als der Böse am Höheberg angekommen war, fühlte er sich so matt, daß er beschloß, ein Stündchen zu ruhen. Die Hexen, so dachte er, könnten ihn hier in den dichten Wäldern nicht sehen. Daher überlegte er nicht lange, setzte seinen Stein nieder und streckte sich aus. Doch die Hexen waren mißtrauisch. Sie wollten sehen, wie er mit
seiner Felsenkanzel auf dem Meißner ankäme. Daher schickten
sie ihm einige Beobachterrinnen nach. Wenn er selbst unter den dichten
Bäumen des Waldes auch nicht zu sehen war, so war doch der Felsen
schon von weitem zu erkennen. Wo der Felsen ist, dachten die Hexen, kann
sein Träger nicht weit sein! Und nach kurzer Zeit hatten sie den Schlafenden
gefunden.
Erschrocken fuhr der Teufel aus dem Schlaf auf, und beschämt, sich so ertappt zu sehen, fuhr er in die Lüfte, zerriß die neugierigen Hexen und stob davon, ohne sich noch einmal um den vom Brocken hierhergeschleppten Felsblock zu kümmern. Als das Volk die Geschichte erfuhr, nannte es den vor dem Berge stehenden Felsen die Teufelskanzel. |