An der B 27 zwischen Eschwege und Göttingen liegt die Kurstadt Bad Sooden-Allendorf. Die Lage der Stadt, unmittelbar an der ehemaligen innerdeutschen  Grenze, brachte es mit sich, daß die Parkplätze an der Werra kaum ausreichten. Die Werra war hier ein Grenzfluß in Deutschland. Metallgitterzäune, Beobachtungstürme und andere Sperranlagen waren zum Greifen nah. Heute, sieben Jahre nach der Wende, sind diese Relikte beseitigt. Nur wer genau hinschaut, erkennt in der Landschaft die Narben als Hinterlassenschaft der unmenschlichen Trennung  unseres Landes.

Aber was ist mit den Menschen, die diese Grenze nie gesehen haben nie sehen durften oder mit nachfolgenden Generationen? Aber halt, da stehen an der B 27 Schilder, Hinweisschilder: Grenzmuseum. Folgt man diesen Schildern, dann erreicht man über eine enge und kurvenreiche Straße die Landesgrenze zwischen Hessen und Thüringen.

Ein Mahnmal auf  hessischer Seite erinnert daran, daß nur wenige Meter entfernt im Jahre 1982 ein Mensch getötet wurde, der von Deutschland nach Deutschland wollte. Ganze 25 m fehlten ihm zur Freiheit.
Dem Mahnmal direkt gegenüber erblickt der Betrachter etwas, das scheinbar nicht in diese idyllische Lanschaft paßt: Flache, barackenähnliche Gebäude, ein „echter“ Beobachtungsturm und die Silhouetten zweier Hubschrauber sowie Militärkraftfahrzeuge. Gebäude und Fahrzeuge sind Teil der Grenzmuseumsanlage „Schifflersgrund“. 


Bereits ein Jahr nach der deutschen Vereinigung, am 3. Oktober 1991, übergab der Arbeitskreis Grenzinformation e. V. dieses Museum der Öffentlichkeit. Ein Museum gegen das allzuschnelle Vergessen, eine Begegnungsstätte für Menschen aus Ost und West - so war diese Anlage von seinen geistigen Vätern unter der Führung von Herrn Wolfgang Ruske konzipiert worden.
Und die Resonanz? Am 25. August 1996 konnte der Arbeitskreis Grenzinformation den einhundertfünfzigtausendsten Gast begrüßen. 
In den drei Ausstellungsräumen kann sich der Besucher anhand von Originaldokumenten, Bildern, Karten und vielfältigen anderen Darstellungsformen über die Geschichte der deutschen Teilung und deren Auswirkungen auf die Menschen im ehemaligen Grenzgebiet, über Vertreibung und Isolation und die hermetische Abriegelung des Staates DDR informieren. 
Erinnerungen werden geweckt, scheinbar Vergessenes wird wieder lebendig, das ganz private Erleben, die Erfahrungen mit dem Land DDR werden für Augenblicke wieder zur Gegenwart: Schikanen bei der Einreise an den Grenzübergängen zur DDR für die einen, Einschränkungen der persönlichen Freiheit für den anderen. Man kommt ins Gespräch, Biografien werden verglichen, der persönliche Kontakt zwischen Alt- und Neubundesbürgern hilft, die Mauern in den Köpfen zu überwinden. 
Mitten im Raum steht ein Relief. Es zeigt eine herrliche Landschaft: das Hufeisen der Werra, die Burgruine Hanstein, die Teufelskanzel. Dazwischen aber  -  Zäune, Türme, Sperranlagen. Einst diente dieses Modell zur Einweisung der DDR-Grenzposten, heute zeigt es in gedrängter Form, was manche so verdrängen möchten.
Eine Stasiakte ist immer dicht umlagert. Kopfschütteln über Umfang und Art der Bespitzelung eines einfachen Menschen. 
Im Mittelpunkt der Freianlagen steht ein viereckiger Beobachtungsturm. Sieben Jahre lang, von 1982 bis 1989, kontrollierten DDR-Grenzsoldaten aus 11 m Höhe das Gebiet vor dem im Tal aufgebauten und im Originalzustand erhaltenen Metallgitterzaun. 3,20 m  ist er hoch, bis 1984 sorgten Selbstschußanlagen dafür, daß dieser Zaun unüberwindlich war. Das Modell dieses Zaunes mit Todesautomaten, ergänzt mit dem sogenannten Inlands- bzw. Signalzaun, erkennt der Besucher im Eingangsbereich des Museums wieder. Sehr beliebt - nicht nur bei Kindern - ist ein Blick in oder aus dem Erdbeobachtungsbunker. Und da sind natürlich die Fahrzeuge: Motorräder, Trabant-Kübel, kleine Manschaftstransporter und Ural-LKW finden Interessenten und Liebhaber.
Wie habt Ihr denn die Hubschrauber hierher gekriegt?“ ist eine der meistgestellten Fragen. Der große rote Stern am Kampfhubschrauber MI-24 macht deutlich, wer mit diesen „fliegenden Festungen“ den Luftraum an der DDR-Grenze beherrschte. Obwohl nicht mehr funktionstüchtig, geht immer noch etwas Bedrohliches von diesem „Hai der Lüfte“ aus.

Gut, daß das alles vorbei ist!“ Mit diesen Worten verlassen die meisten Besucher das Grenzmuseum „Schifflersgrund“.